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Kognition und Metakognition

Was passiert eigentlich beim Lernen?

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Bevor du dich so richtig an’s Werk machen kannst, um mit Lernstrategien deinen Lernerfolg auf einer neues Level zu heben, mĂŒssen wir zunĂ€chst einen Blick hinter die Kulissen werfen. Wir wollen der Frage nachgehen, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir Lernen.

Im Wesentlichen können wir zwischen Kognition und Metakognition unterscheiden. Das Video gibt dir eine erste Idee davon, was diese beiden Begriffe eigentlich bedeuten.

Kognition - So funktioniert dein GedÀchtnis

Die Wissenschaftler Atkinson und Shiffrin haben 1968 ein Modell entwickelt, das die AblĂ€ufe der Informationsverarbeitung unseres GedĂ€chtnisses und die Aktivierung des Gehirns sehr gut beschreibt. Mit anderen Worten: Was in unserem Kopf passiert, sobald wir Informationen wahrnehmen. Dabei unterscheiden sie drei Sektoren, die unterschiedliche Aufgaben erfĂŒllen: das UltrakurzzeitgedĂ€chtnis, das KurzzeitgedĂ€chtnis und das LangzeitgedĂ€chtnis.

Im Schaubild siehst du, wie diese drei Bereiche zusammenhÀngen.

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Das LangzeitgedÀchtnis

Das LangzeitgedĂ€chtnis verfĂŒgt ĂŒber eine (fast) unbegrenzte SpeicherkapazitĂ€t. Informationen, die ins LangzeitgedĂ€chtnis ĂŒberliefert wurden sind, werden mit bereits vorhandenem Wissen verknĂŒpft und erweitern mit jeder Überlieferung das Wissensnetz. So gelingt es uns, unser Wissen zu organisieren. Je grĂ¶ĂŸer unser Wissensnetz, desto besser kann neues Wissen verarbeitet und schlussendlich abgerufen werden. Die Abrufbarkeit kann zwar durch mangelhafte Nacharbeitung beeintrĂ€chtigt werden und den Prozess verlangsamen, doch Informationen, die einmal in das LangzeitgedĂ€chtnis ĂŒberliefert worden sind, können nicht „vergessen“ werden, sondern sind lediglich zu diesem Zeitpunkt nicht abrufbar und bedĂŒrfen einer Auffrischung.

Das UltrakurzzeitgedÀchtnis

Das UltrakurzzeitgedĂ€chtnis, auch sensorischer Speicher genannt, hat die Aufgabe, SinneseindrĂŒcke zu speichern und Informationen zu sortieren. Es geschehen viele Dinge um uns herum, denen wir nicht alle Aufmerksamkeit schenken können; wir unterscheiden zwischen fĂŒr uns relevante und nicht relevante Inhalte. Da die ersten EindrĂŒcke von Information nur bis zu einer Viertelsekunde gespeichert bleiben, werden die nicht-relevanten Informationen wieder gelöscht bzw. nicht weiter beachtet, wĂ€hrend die relevanten Informationen weiterverarbeitet werden. Dieses Aussortieren geschieht im UltrakurzzeitgedĂ€chtnis.

Das KurzzeitgedÀchtnis

Das KurzzeitgedĂ€chtnis, auch Arbeitsspeicher genannt, kann im Gegensatz zum Ultrakurzzeit-gedĂ€chtnis, eine begrenzte Menge an Informationen fĂŒr einige Minuten speichern. Stellt euch einen Speicherraum vor, der es möglich macht, Informationen festzuhalten, die wir in Zukunft nicht unbedingt benötigen, die jedoch genau in diesem Augenblick wichtig sind, beispielsweise eine Nummer, die man sich merken soll. DafĂŒr ist es erforderlich die Information zu wiederholen, um sie dann reproduzieren zu können. Um Informationen lĂ€nger im GedĂ€chtnis zu halten, muss man die Inhalte in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden wiederholen. Denn unabhĂ€ngig davon, ob sie davor verstanden wurden, können sie am nĂ€chsten Tag schon „vergessen“ werden. Werden jedoch GedĂ€chtnisstrategien angewendet, wie das Ausdenken von EselsbrĂŒcken oder das VerknĂŒpfen von neuen Inhalten an das Vorwissen, so werden die Informationen, dem Langzeit-gedĂ€chtnis ĂŒberliefert und können weiterverarbeitet werden.

Chunking - eine besondere Art des Merkens

Das KurzzeitgedĂ€chtnis kann nur circa 5 bis 9 Einheiten (also zum Beispiel Zahlen oder GegenstĂ€nde) aufnehmen. Das reicht oft auch aus. Wollen wir uns mehr merken, können wir einen Trick anwenden: Das Bilden von sogenannten Chunks. Chunks ermöglichen, eine grĂ¶ĂŸere Menge an Informationen im KurzzeitgedĂ€chtnis zu behalten, indem diese miteinander kombiniert bzw. gruppiert werden. 

Schauen wir uns ein Beispiel an: Wir nehmen die Zahlenreihe 1509199824122021. Da es fast unmöglich ist, sich so eine lange Zahl zu merken, kann man sie in Teilsequenzen (Chunks) unterteilen. Also z.B. 150 - 919 - 982 - 412 - 202 - 1

Noch einfacher wird es, wenn in der Zahlenfolge Sinneinheiten erkannt werden. Angenommen, deine Ă€ltere Schwester wurde am 15. September 1998 geboren. Dann ergeben sich aus der obigen Zahlenfolge 15.09.1998 - 24.12.2021 nur noch zwei Chunks: der „Geburtstag der Schwester“ und „Weihnachten letzten Jahres“. Du musst dir also statt der 16 Zahlen nur zwei Daten merken.

Wissensarten

Wissen ist nicht gleich Wissen. Im Wesentlichen können wir unterscheiden zwischen:

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Deklarativem Wissen (Faktenwissen) - zum Beispiel:

👉  wissen, dass Punktrechnung vor Strichrechnung kommt

👉  wissen, dass 1914 der erster Weltkrieg begann

👉  wissen, welche Lernstrategien es gibt

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Prozeduralem Wissen (Handlungswissen) - zum Beispiel:

👉  Lösen einer mathematischen Gleichung

👉  Fahrrad fahren

👉  SchnĂŒrsenkel zubinden

Metakognition - Kognition ĂŒber Kognition

Nachdem du bereits im obigen Video gehört hast, was Metakognition von Kognition unterscheidet, hier einmal das Wichtigste in KĂŒrze:

Metakognition



 kann man bezeichnen als „Denken ĂŒber das Denken“ oder „Wissen ĂŒber das
   Wissen“


 meint die Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven Prozessen


 umfasst Wissen ĂŒber eigene FĂ€higkeiten, Erkenntnisse und das eigene
   Problemlöseverhalten


 plant, ĂŒberwacht und bewertet Lernprozesse


 ist beim Einsatz von Lernstrategien zentral

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Hier ein paar Beispiele:

Nachdem Nele den Text der Biologiehausaufgabe nun schon dreimal gelesen und immer noch nicht verstanden hat, entschließt sie sich, eine Mindmap dazu zu zeichnen. Denn sie weiß, dass sie damit die ZusammenhĂ€nge viel besser herstellen kann.

Quelle: Zoelch, C. / Berner, V.-D. / Thomas, J.: GedĂ€chtnis und Wissenserwerb. In: Urhahne, D. / Dresel, M. / Fischer, F. (Hrsg.): Psychologie für den Lehrberuf. Berlin 2019. S.23-52.

Leonie schreibt eine Pro-Kontra-Argument-ation in einer Deutscharbeit, auf die sie sich zuhause gut vorbereitet hat. Als sie fertig ist, fÀllt ihr auf, dass sie einen wichtigen Punkt vergessen hat. Sie kann sich nur einfach nicht mehr daran erinnern, was das war.

Obwohl Mats nach der Schule am liebsten erstmal Pause machen möchte, setzt er sich direkt an die Hausaufgaben. Denn er hat festgestellt, dass er sich immer schlechter konzentrieren kann, je spÀter es wird.

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„Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen“ - Alison Croggon